Montag, 6. Juli 2015

Transsib Tag 2

Wir nähern uns langsam dem Ural. Lokalzeit ist 8:15 Uhr. Es war eine kurze Nacht. Um 22:00 Uhr hatte ich mich hingelegt, um 2:00 Uhr werde ich durch Geschwätz im Abteil wach, es gibt 20 Minuten Pause in Kirov. Ich stehe auch auf, um ein bisschen an die frische Luft zu gehen. Es ist kalt draußen, schätzungsweise 10 Grad Celsius. Trotzdem, ein kurzer Spaziergang an der frischen Luft während der längeren Halte tut immer gut.
Witzig finde ich, dass hier am Bahnhof Osten und Westen angeschrieben steht.
Danach führe ich im Halbschlaf in Gedanken Tagebuch. Leider nur in Gedanken.
Dann lege ich mich wieder hin und döse ein bisschen. Dabei habe ich einen lustigen Traum in dem ein Freund mich bittet, zu seiner Mutter zu kommen, weil deren Nachbar sich über den Lärm meines Elektrorollers (der nota bene lautlos ist) ärgert.
Im Abteil gegenüber macht sich das verliebte Paar Kaffee. Ich biete ihnen Basler Läckerli an. Widerwillig bedienen sie sich. Sie genügen sich selbst :-) Sie ist etwa 160cm gross, spindeldürr mit hüftlangen, roten Haaren. Er ist zwei Köpfe grösser, ein richtiger Beau. Es steht außer Zweifel, wer das Zepter in der Hand hat. Vielleicht merkt er es irgendwann einmal.
Um 5:27 Uhr halten wir für 23 Minuten in Balezino in der nächsten Zeitzone, sprich lokale Zeit 6:27 Uhr. Hier gibt es mehrere Verkaufsstände auf dem Bahnsteig. Falls ich diese Reise wieder einmal mache, werde ich keine Lebensmittel von zu hause mitnehmen. Es ist überhaupt kein Problem, sich unterwegs einzudecken.

Außerdem verkauft auch die Schaffnerin Nudeln, Süßigkeiten, Tee und Kaffe. Bei ihr ist alles teurer als am Bahnsteig und dort kostet die Ware mehr als im Laden, aber für mich ist es so oder so günstig. Ein Beutel Tee bei der Schaffnerin kostet 30 Rubel. Am Bahnsteig bekomme ich eine Schachtel mit 20 Beuteln für 100 Rubel, wobei ich fairerweise zugeben muss, dass der Tee der Schaffnerin von höherer Qualität ist.






Die Strecke ist kurvenreicher geworden und mit einer kleinen Steigung. Entsprechend langsamer fährt der Zug. Während er bisher mit ca. 115 km/h unterwegs war fährt er jetzt noch etwa 60 km/h.
Meine drei Jungs schlafen noch fest. Ich mache mir einen 5 Rubel Tee und esse ein paar Stücke von meinem aus der Schweiz mitgebrachten, getrockneten Steinofenbrot. Dann will ich Morgentoilette machen, sprich mich rasieren und waschen. Ich verschiebe das Vorhaben auf später, weil gerade am Morgen bei nur zwei Toiletten für 54 Personen der Andrang groß ist und schon an der Türe gerüttelt wird während ich noch beim normalen Geschäft bin.
Die Landschaft wird hügeliger und ich sehe weniger Häuser, dafür mehr hölzerne.
Wir fahren soeben durch Верещагино. Scheint eine kleinere Ortschaft zu sein, denn ich sehe hier keine der sonst typischen, hässlichen Plattenbau-Hochhäuser.Wir verlassen die Ortschaft und ich sehe riesige Felder von gefährlichem Riesen-Bärenklau. Durch diese zwei bis drei Meter hohen Pflanzen gäbe es zu Fuß kein Durchkommen. Danach folgen wieder Birkenwälder. In gewissen Gebieten überwiegen sie, in anderen findet sich Mischwald mit Birken, anderen Laubbäumen und Nadelbäumen. Es ist sonnig bei 23 Grad Celsius. 

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